INSTITUT FÜR PERSONALE HUMANWISSENSCHAFTEN UND GESELLSCHAFTSFRAGEN IPHG
Lehrerkurs
Individualpsychologische Lehrerbildung jeden Montag, 19:30 bis 21:30 Uhr
Teilnahme nach persönlichem Vorgespräch. Anmeldung unter «Kontakt».
Lehrer sein in der heutigen Zeit …
… ist nicht immer einfach. Da sind Schüler mit auffälligem Verhalten, die immer in Bewegung sind, plötzlich aufstehen und herumlaufen. Andere sind leicht ablenkbar, sprunghaft und können sich nicht auf ihre Arbeit konzentrieren. Wieder andere sind aufmerksam und hilfsbereit, arbeiten gerne mit dem Lehrer und den Mitschülern zusammen, sind ernsthaft bei der Sache. Eine der besten Schülerinnen, die sich sonst immer am Unterricht beteiligt und fleissig gelernt hat, wirkt plötzlich abwesend und unbeteiligt. Was beschäftigt sie? Ist da Mobbing im Spiel?
Solche, aber auch grundsätzlichere Fragen treten täglich an den Lehrer heran: Welche Auswirkungen haben digitalisierte High-Tech-Medien auf das Gemüt und die Bildung der Kinder und Jugendlichen? Wie kann man der Gewalt auf dem Pausenplatz begegnen oder ihr vorbeugen? Wie fördert man wirkliche Sozialkompetenz der Schüler?
Lehrer sprechen nicht selten davon, dass sie eine zunehmende Belastung in ihrem Berufsalltag empfinden. Sie sind durch ständige Schulreformen und administrative Bürden in Atem gehalten. Wie können sie weiterhin guten Unterricht gestalten und ihre Freude am Beruf behalten?
In der Lehrer-Weiterbildung des Instituts für Personale Humanwissenschaften und Gesellschaftsfragen IPHG können Lehrer solche und andere Fragen ihres Berufsalltags bearbeiten und Lösungen entwickeln.
Persönlichkeit des Lehrers
Die Persönlichkeit des Lehrers ist von entscheidender Bedeutung für die Arbeit in der Schule. Über die fachlichen Fragen hinaus ist der Lehrer in seinen menschlichen Fähigkeiten gefragt und herausgefordert. Neben einem profunden fachlichen Wissen und Können sind sein menschliches Geschick und Einfühlungsvermögen in den Schüler entscheidend für eine förderliche Gestaltung der Lehr-Lern-Beziehung. Eltern bauen darauf, dass ihre Kinder nicht nur im fachlichen Bereich gefördert, sondern auch zu Persönlichkeiten gebildet werden, die Verantwortung für sich selbst und andere übernehmen und später einmal zum Wohl der Allgemeinheit wirken können. Schulisches Lernen und Sich-Entwickeln hat in einem demokratischen Gemeinwesen auch einen gesellschaftlichen Sinn und Auftrag.
Lehrerkurs
Die Lehrerweiterbildung im IPHG erfolgt in offenen Gruppengesprächen, in denen Lehrerinnen und Lehrer die Gelegenheit haben, mit Kollegen Fragen aus dem Schulalltag zu bearbeiten und mögliche Lösungen zu entwickeln. Aus dem gemeinsamen Gespräch kann ein vertieftes Verständnis für sich selbst und die Situation entstehen, in der man sich befindet, was auch den Handlungsspielraum im Umgang mit den Schülern erweitert.
Im Laufe seiner psychologischen Weiterbildung lernt der Lehrer bei uns, seine Aufmerksamkeit auf Feinheiten und vermeintliche Kleinigkeiten oder Besonderheiten im Verhalten eines Schülers zu lenken, die seiner Beobachtung bisher entgangen sind. Zum Beispiel beschreibt in einer Ausbildungsgruppe ein Lehrer, dass ein sonst ziemlich nervöser Bub auf einmal einem anderen Schüler sorgfältig und genau eine Mathematikaufgabe erklärte – was der Lehrer bis anhin gar nicht weiter beachtet hatte. Die Gesprächsteilnehmer aber registrierten es und machten ihn darauf aufmerksam. Durch die Bearbeitung der Frage, warum ihm das nicht aufgefallen war, bekam er ein anderes Bild von diesem Schüler und von dessen positiven Eigenschaften, die er zuvor nicht aufgegriffen hatte. Das umfassendere und realistischere Bild von dem Buben ermöglichte dem betreffenden Kollegen einen besseren pädagogischen Ansatz. So wie in diesem Beispiel lernt der Lehrer in unserem Weiterbildungsseminar für Lehrer, dass und warum seine Einschätzung oft von einem eingeschränkten Blickwinkel beeinflusst ist und wie er den Schüler besser erfassen und ihm vermehrt gerecht werden kann.
Zusammenarbeit mit den Eltern
Eltern erwarten vom Lehrer, dass er Verständnis für ihr Kind hat und erhoffen sich, dass er sich einsetzt für gute Lernergebnisse. Sie möchten, dass ihr Kind in der Klasse akzeptiert ist und und sich gut versteht mit seinen Mitschülern. Das alles wird der Lehrer im Elterngespräch merken. Können die Eltern bei ihm empfinden, dass ihm ihr Kind ein Anliegen ist, öffnen sich viele Wege, mit ihnen später auch über eventuelle Schwierigkeiten ins Gespräch zu kommen. Gelingt es ihm, ein «schwieriges» Kind in seiner ihm eigenen Art zu verstehen, wird er dies auch den Eltern vermitteln können.
Verständnis von Schüler-Gruppendynamiken
Nicht selten hat man ein Kind in der Klasse, das «die Aufgabe übernimmt», den Führungsanspruch des Lehrers auf die Probe zu stellen, wenn nicht sogar die Führung zu übernehmen. Es kann eine Stimmung entstehen, welche die Geduld und die Kenntnisse des Lehrers übersteigt. In unserer Lehrerweiterbildung kann der Lehrer verstehen lernen, wie bedeutsam die Beziehungen zwischen den Schülern für die Stimmung in der ganzen Klasse ist. Es kann sehr wichtig sein, zu erkennen, wer von den Schülern zum Beispiel den Ton angibt und für die Mitschüler nachahmens-wert erscheint. Wir möchten auch diesen Schüler gewinnen, damit auch er sich konstruktiv einbringen lernt und dadurch besser im stofflichen Lernen vorankommt. Frühzeitiges Erkennen solcher Dynamiken kann möglicherweise aufkommendes Mobbing oder Ähnliches verhindern.