Das Gemeinschaftsgefühl bei Alfred Adler

ein Vergleich mit Befunden aus Entwicklujgspsychologie, Psychopathologie und Neopsychoanalyse

Abhandlung
zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich

vorgelegt von
Annemarie Kaiser
von AU TG

Angenommen auf Antrag von Herrn Prof. Dr. Wilhelm Keller

1977

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 I. Einleitung

Alfred Adler hat mit dem Begriff des Gemeinschaftsgefühls die zwischenmenschliche Beziehung zum zentralen Problem seiner Persönlichkeitslehre gemacht. Seine Darlegungen stammen aus der Anfangszeit der Tiefenpsychologie. Im Lichte der heutigen Kenntnisse des menschlichen Seelenlebens müsste es möglich sein, die Relevanz seiner Aussagen über das Gemeinschaftsgefühl einigermassen einzuschätzen.

Der Grad an Gemeinschaftsgefühl charakterisiert in der individualpsychologischen Lehre den Grad an seelischer Gesundheit. Der Mangel an Bezogenheit auf den Mitmenschen gibt Auskunft über die Art und den Grad des Ausweichens in neurotische Formen oder in die Psychose, die nach dem Zusammenbruch der Beziehungsfähigkeit in Erscheinung treten kann. Vom Gemeinschaftsgefühl her – als dem Kernstück der Adlerschen Lehre – sind auch die anderen Bereiche dieser Persönlichkeitstheorie in ihrem Zusammenhang zugänglich: das Minderwertigkeitsgefühl und die Arten der Kompensation, die durch den Grad an Lebensmut ermöglicht werden und die in Geltungsstreben auf der nützlichen oder unnützen Seite des Lebens zum Ausdruck kommen oder in gemeinschaftsbezogene Lösungen der Lebensfragen einmünden können. Die je individuelle Art der Orientierung im Zusammenleben nennt Adler den Lebensstil. der dem psychologischen Betrachter als eine Art Leitlinie mit einem bestimmten Ziel verständlich wird.

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